Julia 2011/2012
Fragen an Julia zum Bundesfreiwilligendienst in der LVR-David-Hirsch-Schule
Warum hast du dich für den Bundesfreiwilligendienst entschieden?
Mir war schon während meiner Schulzeit bewusst, dass ich später mal einen sozialen Beruf ausüben möchte und habe mich deswegen aus freien Stücken für einen Bundesfreiwilligendienst entschieden.
Wie hast du deine BFD-Stelle gefunden?
Da ich selber seit meinem elften Lebensjahr, aufgrund eines Hörsturzes, auf einem Ohr halb taub bin, habe ich gezielt nach einer Einrichtung gesucht, in der ich vorwiegend mit hörgeschädigten Kindern zutun haben würde.
Wie hast du dich um die BFD-Stelle beworben?
Ich habe mich im Personalbüro erkundigt, ob es prinzipiell möglich ist, in der David-Hirsch-Schule einen BFD zu machen und habe daraufhin auch schon direkt ein Vorstellungsgespräch erhalten.
Welche Arbeitsbereiche hast du in deinem BFD kennengelernt?
Ich habe vormittags in einer Klasse gearbeitet, in der größtenteils Kinder mit mehrfachen Behinderungen waren. Am Nachmittag habe ich dann in der OGS gearbeitet, wo Kinder aus verschiedenen Altersklassen zur Nachmittagsbetreuung kamen.
Welche Aufgaben hast du in deinem BFD übernommen?
Innerhalb der Klasse, habe ich vorwiegend einzelne Kinder betreut, die bei ihren Aufgaben mehr Hilfe benötigt haben, als die anderen. Außerdem war ich eine zusätzliche Aufsichtsperson, bspw. im Sportunterricht oder bei kleinen Ausflügen. Am Nachmittag, in der OGS, ging es zunächst immer in die Hausaufgabenbetreuung, wo jeder Erzieher und somit auch ich, eine Gruppe von mehreren Kindern zugewiesen bekam, die er bei den Hausaufgaben beaufsichtigen sollte und ihnen gegebenenfalls helfen sollte. Danach gab es meistens direkt Mittagessen, wo ich an einem Tisch die Kinder beim Essen beaufsichtigt habe, d.h. gucken, dass jeder genug zu essen bekommt, dass jeder sich auf das Essen konzentriert und sich vor allen Dingen benimmt beim Essen. Anschliessend wurden die Kinder beim freien Spielen betreut, wo ich nicht selten mit den Kindern mitgespielt habe, da sie das immer besonders schön fanden, wenn die Erwachsenen nicht nur aufpassen, sondern auch selber mitspielen.
Welche persönlichen Erfahrungen hat dir der BFD gebracht?
Vor meinem BFD hätte ich mich selber als den ungeduldigsten Menschen bezeichnet, doch jetzt weiß ich, dass, wenn es um Kinder geht, ich sehr geduldig sein kann. Außerdem schenken die Kinder einem so viel Liebe und Vertrauen, dass man selber jegliche Probleme um sich vergisst, wenn man mit ihnen zusammen ist. Hinzukommt, dass ich nun, noch mehr als vorher, sagen kann, dass es Unsinn ist, dass man behinderten Menschen automatisch nur Mitleid entgegen bringt. Natürlich weiß man, dass sie nicht alles genauso machen können wie wir, aber das heißt noch lange nicht, dass es ihnen weniger gut geht. Sie sind so fröhliche Menschen, dass ich es immer wieder begrüße, wenn ich einen von ihnen kennenlernen darf.
Was hat dir bei der täglichen Arbeit besonders gut gefallen?
Der komplette Umgang mit den Kindern. Sei es die Hausaufgabenbetreuung, das freie Spiel, das gemeinsame Mittagessen. Da kommt so viel zusammen, dass ich das gar nicht alles genau beschreiben kann. Natürlich ist man nicht immer mit allem zufrieden, es gibt immer ein paar Kollegen, mit denen man nicht so gut zurecht kommt, aber im Grunde war das ein wundervolles Jahr, das ich nie vergessen werde.
Warum sollten auch andere junge Menschen einen BFD wagen?
Ich finde, dass es besonders für die Menschen, die Angst vor dem Umgang mit behinderten Menschen haben, von Vorteil wäre, einen BFD zu wagen. Viele meiner Freunde haben zu mir gesagt, sie könnten so etwas nicht machen, weil sie zu große Angst davor hätten, dass sie die Kinder enttäuschen oder dass sie mit dem "Leid" der Kinder nicht umgehen können und den Kindern nur Mitleid entgegen bringen könnten. Aber das stimmt gar nicht. Wenn man einmal mit behinderten Kindern gearbeitet hat, merkt man, dass sie gar nicht groß anders sind als jeder andere Mensch. Sie können genauso streiten, spielen, lernen und vor allem leben, wie wir. Zwar mag für sie einiges eingeschränkt sein, aber ich mein ich habe an einer hörgeschädigten Schule eine Musik-AG mit geleitet und denke, dass das schon ausreichend zeigt, dass auch diesen Kindern jede Möglichkeit offen steht, auch wenn man es manchmal vielleicht etwas anders angehen muss.